G R U N D I G     TK 42 - Meine Erfahrungen
Plötzlich habe ich mich erinnert: an etwas, das ein wichtiger Teil Jugend war. Wenn ich es heute betrachte, bin ich erneut verliebt: in das schöne Gerät, meine Vergangenheit, den SWF3-Pop Shop, Woodstock, Germersheim, die Freundin...
Aber sehen Sie selbst:

TK 42 die symmetrische Anordnung der Bedienelemente (hat kein Braun-Gerät), die heute fast wieder moderne abgerundete Form; die Tasten aus Kunststoff sind auch heute nach 40 Jahren noch weiss -wie haben die Grundig-Ingenieure das hingekriegt? Sehen sich sich mal einen alten Braun-Mixer an oder eine Kaffeemaschine an...

Ich war 14 oder 15 Jahre alt, als ich mir in den Kopf gesetzt hatte, ein Tonbandgerät zu kaufen.
Dazu half ich im nahen Lebensmittel-Markt (Latscha - war vorher ein Kino: "Lilli" = Lichtspiele am Lindenbaum drin). Ich war noch keine 16 Jahre alt und durfte deshalb noch nicht jobben. Jemand aus der Siedlung petzte wohl und meine Mutter musste zum Jugendamt, welches mir und dem Markt untersagte weiter zujobben.

Es war der Beginn der Beatles-Ära. Die deutschen Radiosender entdeckten die Pop-Musik:
Im Hessischen Rundfunk gab es 1 ! Stunde immer Mittwoch-Abend (mit Hans Verres) neue in Deutschland erschienene Platten, später auch aus England, USA importierte. Und wir hörten AFN und bei meinem Onkel BFBS.
RTL Abends natürlich RTL 208 und einmal war ich mit meinen Eltern auf Texel. Da lernte ich das legendäre Radio Caroline (ein Piratensender in der Nordsee) kennen.
Die Stones sangen "Lady Jane" .

Da wenig Geld für den Plattenkauf vorhanden war, schnitt ich mit. Die Bänder kosteten Geld, also sind meine alten Aufnahmen monofon und 4-spurig. Es war eine regelrechte Sucht: dauernd hing ich vor dem Radio, suchte nach neuen Popsendungen auf UKW. Als Empfänger diente ein altes Barock-Röhrenradio. Wenn Mutter's Staubsauger lief, gab's vor lauter Störgeräuschen keinen Empfang.

Das Grundig TK42 war Stereo-vorbereitet, was bedeutete: es konnte Stereo-Bänder abspielen und den 2. Kanal z.B. über mein Röhrenradio wiedergeben. Der Ovallautsprecher des Tonbandgeräters hatte in dem Holzgehäuse einen recht guten Klang, bei einer Klassenparty im Klein-Walser Tal mit Beatles "Michelle" und "I should have known better" war aber der 2,5W Röhrenverstärker hoffnungslos überfordert.
Ein Klassenkamerad (damals schon ein Elektronik Bastler) schmuggelte eine Wanze (UKW-Sender) in den Schlafsaal der Mädchen und wir hörten mit einem Blaupunkt Kofferradio "Riviera-Omnimat 95800" was da getratscht wurde. »» Service Unterlagen - Schaltbild - Bestückungsplan 1965 ««

Das Gerät hatte damals schon Hinterbandkontrolle, man konnte damit gut feststellen, ob der Tonkopf eine Reinigung benötigte, ferner gab es eine ganz spezielle Vorrichtung: das Band konnte durch 2 Filzröllchen geführt werden, was den Bandanrieb vom Tonkopf fernhielt. Die Röllchen waren nachkaufbar.
Mein Traum damals war ein TK46 oder TK47 Vollstereo Gerät, aber unerschwinglich.

Zu meinem großen Leid war das Bandgerät 1/2-jährlich kaputt: mindestens 3x habe ich das schwere Teil zum Grundig-Service an der Galluswarte (im Gebäude der damaligen Adler-Werke) geschleppt. Dann bekam ich spitz, dass immer die gleiche Röhre defekt war und tauschte sie dann selbst aus. Irgendwann kam ich mit meinen eigenen Reparaturen nicht mehr weiter, weil ausser der Röhre noch mehr kaputt ging.

Dieser Ärger über eine offensichtliche Fehlentwickung bei Grundig vermieste mir den Namen Grundig auf Dauer. Zwar kaufte ich nochmals ein Steuergerät nach dem Röhrenradio, aber dieses verdiente seinen Namen nicht.

Wohl immer noch nicht geheilt, kam später noch ein tragbarer Kassettenrecorder hinzu (Grundig baute eigene größere Compact-Cassetten, welche besser klangen aber gegen die Marktmacht der CC von Philips nicht ankam). 1965 erschien die Philips CompactCassette und die Grundig DC-Cassette.

Es war 1966: ich war 16, machte eine Lehre als Fernmeldemonteur, abends ging's ins Jugendhaus bis 22:00 Uhr (Hellmer war der Leiter). Die Pop-Musik war und ist mein Fabel. Freitag Abend gabs eine Disco mit Platten von einem Plattenspieler mit Kristall-Tonabnehmer (Oh weh - der Klang). Die Freundin hieß Renate.

Dann durfte ich in einem Saal im 1. Stock einer Kneipe sonntags Nachmittag bis Abend an einer kompletten Braun - ELA - Anlage für uns Jugendliche Platten auflegen. Da gab es 2,50DM pro Stunde und ein Abendessen. Einmal war der Flipper-Münzeinwurf kaputt und wir spielten, bis es der Chef bemerkte. Und für ihn machte die Musik immer zu laut.

Auf die 18cm Bänder paßten 2 Stunden pro Spur. Somit waren es 8 Stunden pro Band bei reinen Monoaufnahmen mit 9,5cm/Sek.

Aus einem dünnen Messingrohr baute ich mir ein UKW-Dipol, welches ich in meinem Zimmer innen in der Nähe des Fensters drehbar anbrachte und damit sogar bis Heidelberg zum SDR peilen konnte. Später in einer eigenen Wohnung wurde die größte YAGI-Antenne, die es gab mit Motor-Rotor auf's Dach montiert. Da kam dann auch der WDR und nachts manchmal auch RTL auf UKW 97,0 MHz rein.
In memorial: | RTL 208 |
Das Problem war, der HR 2 sendete auf der gleichen Frequenz, aber zum Glück lag er örtlich in der Himmelsrichtung um 90° versetzt.

KenwoodZu meinen ersten Erfahrungen mit Grundig kamen dann weitere mit Goodmanns module 80 -Receiver (England) und Kenwood-Receiver, sowie Uher-Tonband, dann folgte eine lange teure Braun-Regie-Phase (TG1000 - CSV 500 - CE 250), welche ca. 1977 von Revox abgelöst wurde | (B77 - B750 - B760 - B790) |.
Exzellente Dokumentation hier: | www.revox.net |.
Es war wohl meine qualitativ beste Anlage, der Tuner war einem Braun T2 oder dem heutigen CC4 weit überlegen.

Bose 901Meine Boxen waren in dieser Zeit die legendären BOSE 901 im Holzgehäuse, welche ich heute noch besitze und die immer mal wieder zum PA Beschallen rausgeholte werden.
Das war 1968 - die Geburt einer Legende
Der legendäre 901® Direct/Reflecting® Speaker mit Bose active Controller wird vorgestellt. Bei diesem Lautsprecher werden 89% des Klanges reflektiert über die Wand wiedergegeben - ähnlich wie bei einem Live-Konzert - und erreicht damit eine naturgetreue, live-haftige Klangwiedergabe.
Siehe:
| http://www.bose.de |

Nach dem Verkauf meiner Revox-Anlage kaufte ich eine Braun A2 - T2 - C2 - LS 150 Anlage, ein Tonbandgerät von Akai besaß ich wegen miserablem Klang nur 1 Tag, um es beim Händler sofort wieder gegen ein TEAK einzutauschen. Später kaufte nochmal eine Revox B77, welche ich heute noch habe, um die alten Bänder abzuspielen.